Servicethemen, Partnerfirmenvorstellungen & Berichte
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Kameradschaft hat kein Geschlecht
19. Januar 2016 | Seit elf Jahren gilt in der Bundeswehr das Soldatinnen- und Soldatengleichstellungsgesetz. Was das Gesetz gebracht hat und wo die Bundeswehr in Sachen Gleichstellung heute steht, hat die BSW-Redaktion im Interview mit Stabsfeldwebel Katja Schneider erfahren, die auch Gleichstellungsbeauftragte bei der Bundeswehr ist.
Frau Schneider, hat das Gesetz zu wesentlichen Änderungen geführt?
Ja, denn Telearbeit und Teilzeitarbeit in der Bundeswehr wurden durch das Gesetz erst ermöglicht. Auch wurde die Möglichkeit geschaffen, für die Dauer der Teilnahme an dienstlichen Maßnahmen der Aus-, Fort- und Weiterbildung zusätzlich anfallende unabwendbare Kinderbetreuungskosten zu erstatten. An vielen Lehrgangsstandorten wurden Eltern-Kind-Übernachtungszimmer eingerichtet. Ein weiteres Beispiel wäre die Einrichtung von Eltern-Kind-Arbeitszimmern, die Eltern dabei unterstützen, Betreuungsengpässe zu überbrücken. Konkret hilft dies zum Beispiel Alleinerziehenden, früher in den aktiven Dienst zurückzukehren und ihre Karriere weiter voranzutreiben. Betonen möchte ich, dass keine der Maßnahmen ausschließlich Soldatinnen betrifft.
Mit welchen Anliegen kommen die Betroffenen zu Ihnen als Gleichstellungsbeauftragte?
Meine Dienststelle trifft für den Großteil der Soldatinnen und Soldaten Versetzungsentscheidungen, aber auch die Auswahl für Laufbahnwechsel und Statuswechsel. Deshalb betreffen viele Fragen die Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Dienst. Soldaten wenden sich an mich, wenn sie versetzt werden wollen oder wenn sie mit einer geplanten Versetzung nicht einverstanden sind. Es kommen auch Partner oder Vorgesetzte, in Einzelfällen auch der Sozialdienst oder die Standortpfarrer. Nur selten kommen Soldatinnen und Soldaten mit Mobbing- oder Diskriminierungsvorwürfen oder wegen Verstößen gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Befürchtung, dass eine Benachteiligung bei Auswahlkonferenzen drohen könnte. Viele Kameradinnen und Kameraden erbitten Unterstützung, wenn sie zu Personalgesprächen zu uns an den Standort kommen.
Sind Frauen in der Bundeswehr wirklich schon normal oder gilt dies nur für spezielle Bereiche wie den Sanitätsdienst?
Es ist schon ein Unterschied, ob es in einer Einheit nur eine einzige Soldatin gibt oder ob zehn Prozent oder, wie im Sanitätsdienst, nahezu die Hälfte Frauen sind. Normalität hat aber nicht unbedingt etwas mit der Anzahl zu tun. Es ist aus meiner ganz persönlichen Sicht eine Mischung aus Vorgesetztenverhalten, dem Umgang der gesamten Einheit miteinander sowie den beteiligten Personen. Die Aufmerksamkeit, die in einer Gruppe einer Minderheit entgegengebracht wird, kann ebenso ausschlaggebend sein wie kursierende Vorurteile oder bisherige Erfahrungen.
Der Anteil der Berufs- und Zeitsoldatinnen in der Bundeswehr macht derzeit etwa zehn Prozent aus. Tendenz laut bundeswehr.de steigend. In welchen Bereichen verzeichnen Sie den größten Zuwachs und warum?
Bewerberinnen bei der Bundeswehr unterscheiden sich bei den Berufswünschen nicht von den Frauen, die auf den zivilen Arbeitsmarkt streben. Das größte Interesse besteht für Studiengänge und Ausbildungen im Sanitätsdienst. Aber auch im Stabsdienst, Fernmeldedienst oder Nachschub sehen Bewerberinnen für sich eine Zukunft. Viele Bewerberinnen möchten zum Feldjäger ausgebildet werden. Bei den Studienwünschen liegen die Schwerpunkte bei den Geisteswissenschaften oder den Wirtschaftswissenschaften.
Verteidigungsministerin von der Leyen hat Anfang 2014 angekündigt, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Bundeswehr steigern zu wollen. Sind ihr erste Schritte in dieser Richtung gelungen?
Frau Bundesministerin Dr. von der Leyen hat mit der Agenda „Aktiv. Attraktiv. Anders.“ und dem Fokus unter anderem auf Frauenförderung und Vereinbarkeit von Familie und Dienst bereits viel bewegt. Mit einem Artikelgesetz sowie einer Fülle von untergesetzlichen Maßnahmen hat sie eine gute Basis geschaffen, die sich positiv auswirkt. Die Bestimmungen erstrecken sich dabei auf alle Bereiche der Bundeswehr. Eine der Maßnahmen hat das ortsunabhängige Arbeiten möglich gemacht: Angehörige der Bundeswehr können für einen vorübergehenden Zeitraum den Arbeitsplatz beispielsweise nach Hause verlegen. Dafür wird vom Dienstherren die notwendige IT-Ausstattung zur Verfügung gestellt. Dies hilft vorübergehend, wenn anders die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen nicht sichergestellt werden kann.
Welche Aktivitäten sind weiter angedacht, um zukünftig die Bundeswehr als Arbeitgeber für Frauen interessant zu machen?
Die Agenda „Aktiv. Attraktiv. Anders.“ hat auch das Thema Nachwuchsgewinnung aufgegriffen. Die Aufgabenstellung ist meiner Erfahrung nach nicht, die Bundeswehr für Frauen interessant zu machen, sondern vielmehr, die bestehenden Möglichkeiten bekannt zu machen. Es ist also folgerichtig, dass die Bundeswehr sich auf Messen und Veranstaltungen präsentiert, die für Frauen interessant sind. Damit wecken wir das Interesse der Frauen und können die Fülle der Chancen, aber auch die besonderen Ansprüche der Bundeswehr Interessierten näher bringen.